Es gibt in Deutschland einen gesellschaftlichen Konsens, der besagt, dass die Wälder zu schützen sind. Allerdings ist die Fläche der Wälder, die als Waldschutzgebiete deklariert sind, erschreckend klein: Gerade einmal 0,22 Prozent der Waldflächen sind geschützt. Damit liegt Deutschland weit abgeschlagen hinter Finnland, Griechenland und Norwegen – ja, selbst Ungarn und die Slowakei besitzen deutlich mehr geschützten Wald.
Was sind Waldschutzgebiete?
Als Waldschutzgebiete werden Bann- und Schonwälder bezeichnet, die von einer höheren Forstbehörde ausgewiesen werden. Genaueres regelt hier der § 32 LWaldG.
Bannwälder sind demnach Totalreservate, die sich selbst überlassen werden. Eine Bewirtschaftung durch die Forstwirtschaft ist nicht erlaubt. Schonwälder hingegen dürfen bewirtschaftet und damit auch gepflegt werden. Das Schutzziel ist im Einzelnen entscheidend dafür, ob der Wald bewirtschaftet wird oder nicht und in welcher Form die Bewirtschaftung erfolgt.
Welche Größe sollten Waldschutzgebiete haben?
Das charakteristische biogenetische Material muss in einem Schutzgebiet berücksichtigt werden. Daher fordert der NABU, dass Waldschutzgebiete so groß sind, dass die hier heimischen Arten darin leben können – einschließlich ihrer genetischen Verwandten.
Des Weiteren muss das Schutzgebiet so groß sein, dass die charakteristischen Arten in einer ausreichend großen Population darin vorkommen können. Die geschützte Fläche soll Kernzonen bieten, in denen sensible Arten völlig ungestört leben können.
In erforderlicher Größe und Anzahl müssen die typischen Lebensgemeinschaften im Waldschutzgebiet vorkommen. Das bedeutet, dass die potenzielle Naturlandschaft mit ihren unterschiedlichen Standortmustern erfasst werden muss.
Phasen und Raumstrukturen des natürlichen Waldes und seines Lebenszyklus sollen im Wald Platz finden – auch dafür ist durch eine angemessene Größe zu sorgen. Wichtig ist des Weiteren, dass der Wald einen gewissen Schutz vor Naturereignissen hat. Das heißt, wenn es zum Beispiel zu einem Waldbrand kommt, muss das Schutzgebiet so groß sein, dass die Wahrscheinlichkeit des Überlebens eines Teils des Waldes gegeben ist.
Nationalparke mit hohem Waldanteil
In Deutschland gibt es mehrere Nationalparks, die über einen hohen Waldanteil verfügen. Im Einzelnen sind dies laut NABU:
- Nationalpark Darß
- Nationalpark Jasmund
- Nationalpark Müritz
- Nationalpark Harz
- Nationalpark Bayerischer Wald
- Nationalpark Hochharz
- Nationalpark Sächsische Schweiz
- Nationalpark Berchtesgaden
Darüber hinaus fordert der NABU die Einrichtung weiterer Nationalparks, unter anderem im Bereich der Unteren Oder, des Kellerwalds und des Nord-Schwarzwaldes.
Auch Greenpeace fordert mehr Schutzgebiete
Auch die Umweltorganisation Greenpeace spricht sich dafür aus, dass in Deutschland deutlich mehr Wald geschützt werden muss. Schließlich gibt es die Vorgabe, dass bis zum Jahr 2020 fünf Prozent Waldschutzgebiet sein sollen – doch realistisch sind laut aktuellen Studien gerade einmal 2,3 Prozent. Das ist nicht besonders viel und für eine reiche Industrienation besonders peinlich.
Momentan sieht der Plan vor, dass die öffentlichen Flächen zu etwa zehn Prozent aus der Nutzung genommen werden. Damit wird erreicht, dass diese Flächen der Natur wieder überlassen werden – der Wald darf hier ohne Eingriff des Menschen wachsen und sich entwickeln. Die Privatwälder sind dabei nicht antastbar, sind aber in ausreichender Zahl vorhanden, um die Holzwirtschaft nicht einbrechen zu lassen.
Geschützte Einzelbäume oder Baumgruppen zählen übrigens nicht zu den Waldschutzgebieten. Sie gehören vielmehr in den Bereich der integrativen Forstwirtschaft und bilden damit eine eigene Gruppe. Auch temporär nicht bewirtschaftete Flächen zählen hier nicht mit hinein und können nicht gänzlich sich selbst überlassen werden. Die Auswahl der Wälder, die als schützenswert eingestuft werden, ist damit nicht ganz unkompliziert.
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