Rooftop Farming: Technik, Trends und warum uns die Landwirtschaft aufs Dach steigt

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Die Welt steht vor großen Problemen, die nach und nach gelöst werden müssen. Eines davon betrifft die nicht ausreichende Menge der angebauten Lebensmittel. Jetzt kommt das Rooftop Farming und nutzt Dachflächen zum Gemüseanbau.

Rooftop Farming: Auch in Deutschland auf dem Vormarsch

Viele Länder haben es schon vorgemacht, unter anderem gibt es das Rooftop Farming schon seit vielen Jahren in Singapur. Dort hat man bereits vor einiger Zeit erkannt, dass die Dachflächen eine riesige Fläche ungenutzter Möglichkeiten darstellen. Gleichzeitig brennt das Problem des Welthungers unter den Nägeln: Die Zahl der Menschen, die keine ausreichende Nahrung haben und verhungern, wächst täglich.

Dabei ist aber zu befürchten, dass die Prognosen der Experten stimmen schon bald acht Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Wenn noch nicht einmal sechs Milliarden zu ernähren waren, wie soll das dann bei acht oder zehn Milliarden möglich sein?

Die Herausforderung bestand also darin, eine nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln, bei der die Stadtbewohner eine gewisse Sicherheit für ihre tägliche Lebensmittelzufuhr erhalten sollten. Außerdem sollte der städtische Raum besser genutzt werden, zumal die Urbanisierung zunimmt und Ackerflächen auf dem Land schwingen. Das Rooftop Farming scheint hier eine der richtigen und wichtigen Lösungen zu sein.

Viele Länder haben es schon vorgemacht, unter anderem gibt es das Rooftop Farming schon seit vielen Jahren in Singapur. ( Foto: Adobe Stock - Olena )

Viele Länder haben es schon vorgemacht, unter anderem gibt es das Rooftop Farming schon seit vielen Jahren in Singapur. ( Foto: Adobe Stock – Olena )

 

Das ist Rooftop Farming

Rooftop Farming, das auch unter dem deutschen Namen „Dachlandwirtschaft“ bekannt ist, kann den Zugang zu Nahrungsmitteln für viele Menschen der Erde sicherstellen. Angesichts dessen, dass es auf dem Boden gerade in der Stadt kaum Flächen gibt, die landwirtschaftlich genutzt werden können, ist das Ausweichen auf die Dächer nur umso verständlicher. Angebaut werden die Lebensmittel dort unter freiem Himmel oder in eigens errichteten Gewächshäusern. In Erde kultivierte Pflanzen werden dort ebenso angebaut wie Hydrokulturen, bei denen die Wurzeln in einem Gefäß befestigt sind und diese nur mit Wasser und Nährstoffen besprüht werden.

Beim Rooftop Farming variieren daher die Mengen an eingesetzter Erde und Ressourcen immens. In einem Gewächshaus ist vielleicht der Stromverbrauch besonders hoch, weil auf eine ganztätige Beleuchtung der Pflanzen in einer bestimmten Lichtfarbe gesetzt wird. In einem anderen Gewächshaus ist dies nicht der Fall, dort wird auch auf die Beheizung verzichtet und der Gemüseanbau erfolgt unabhängig von der aktuellen Saison.

Rooftop Farming, das auch unter dem deutschen Namen „Dachlandwirtschaft“ bekannt ist, kann den Zugang zu Nahrungsmitteln für viele Menschen der Erde sicherstellen. ( Foto: Adobe Stock - AYAimages )

Rooftop Farming, das auch unter dem deutschen Namen „Dachlandwirtschaft“ bekannt ist, kann den Zugang zu Nahrungsmitteln für viele Menschen der Erde sicherstellen. ( Foto: Adobe Stock – AYAimages )

 

Vorteile des Rooftop Farmings

Das Rooftop Farming bringt zahlreiche Vorteile mit und ist wohl auch deshalb weltweit im Kommen. Es ist sogar möglich, dass jeder, der ein Flachdach zur Verfügung hat, selbst zum Rooftop Farmer wird: Man nehme dafür eine alte Obstkiste, die zu einem Hochbeet umfunktioniert wird. Dieses wird auf das Dach gestellt und ggf. mit Folie wegen zu niedriger Temperatun versehen.

Fertig ist das eigene Rooftop-Mini-Gewächshaus! Ein Vorteil liegt dabei auf der Hand: Derjenigen, der hier das Gemüse anbaut, kann sich zumindest selbst mit Obst und Gemüse versorgen, die Unabhängigkeit von einer zentralen Lebensmittelversorgung ist damit gegeben.

Doch das Rooftop Farming hat noch viele weitere Vorteile:

  • Nutzung der bisher nicht genutzten Dachflächen
  • höhere Lebensmittelproduktion
  • auch in Regionen mit nicht idealen Witterungsbedingungen anwendbar (z. B. in zu kalten oder zu trockenen Regionen)
  • im Gewächshaus saisonal unabhängiger Pflanzenanbau möglich
  • Schutz der Gebäude vor extremen Temperaturen und vor der Witterung
  • Reduzierung der Luftbelastung und der Lärmemissionen

Damit lässt sich feststellen, dass das Rooftop Farming eine sehr flächeneffiziente Form der Lebensmittelproduktion ist. Innerstädtische Flächen werden nicht zusätzlich benötigt, es erfolgt keine Versiegelung von Flächen. Genutzt wird einfach das, was schon vorhanden ist. Damit zeigt sich die Dachlandwirtschaft als Lösung für schwindende Ackerflächen bzw. als Alternative zu diesen.

Überzeugend ist zudem die CO2-Effizienz: Lange Transporte fallen weg, denn die auf dem Dach angebauten und geernteten Lebensmittel werden in der Regel direkt vor Ort oder auf dem regionalen Markt verkauft. Viele dieser Dachfarmen arbeiten mit in der Nähe befindlichen Supermärkten zusammen, sodass die Produkte quasi am Ort der Produktion verkauft werden. Lange Kühlketten entfallen somit ebenfalls. Darüber hinaus nehmen die Pflanzen auf dem Dach das CO2 aus der Luft auf und verringern damit die Schadstoffbelastung in urbanen Ballungsräumen.

Einer der größten Vorteil des Rooftop Farmings betrifft die Nutzung der Ressourcen. Stoff- und Energiekreisläufe aus dem Gebäude und der Landwirtschaft, die auf dem Dach des Gebäudes angesiedelt ist, gehen eine Symbiose ein. ( Foto: Adobe Stock - bettysphotos )

Einer der größten Vorteil des Rooftop Farmings betrifft die Nutzung der Ressourcen. Stoff- und Energiekreisläufe aus dem Gebäude und der Landwirtschaft, die auf dem Dach des Gebäudes angesiedelt ist, gehen eine Symbiose ein. ( Foto: Adobe Stock – bettysphotos )

 

Rooftop Farming schon die Ressourcen

Einer der größten Vorteil des Rooftop Farmings betrifft die Nutzung der Ressourcen. Stoff- und Energiekreisläufe aus dem Gebäude und der Landwirtschaft, die auf dem Dach des Gebäudes angesiedelt ist, gehen eine Symbiose ein. Nährstoffe, Energie und Wasser bleiben in dem geschlossenen System erhalten. So gibt es beispielsweise Konzepte, bei denen das Abwasser des Gebäudes aufbereitet und für die auf dem Dach angebauten Pflanzen benutzt wird.

Die Abwärme geht ebenfalls nicht verloren, sondern damit werden die Pflanzen in den Gewächshäusern mit der nötigen Wärme versorgt. Dies begründet auch den Vorteil des saisonal unabhängigen Anbaus von Obst und Gemüse auf dem Dach. Strom kann durch angeschlossene Photovoltaik- und Windkraftanlagen umweltfreundlich produziert und zur Verfügung gestellt werden.

Rooftop Farming: Varianten und Gründe für die Entwicklung

Das Rooftop Farming kann zum einen als Open-Air-Variante und einmal als Variante mit der Nutzung eines Gewächshauses betrieben werden. Beide erfordern lediglich ausreichend große Dächer zu Nutzung. Im öffentlichen Raum finden sich diese unter anderem auf Wohngebäuden, Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen, Supermärkten, Hotels und Restaurants.

Teilweise wird dort der kommerzielle Anbau von Obst und Gemüse betrieben, teilweise handelt es sich eher um eine Hobby-Landwirtschaft, die vorrangig auf Wohnhäusern ausgeübt wird. Genutzt werden kann im Prinzip jedes Flachdach für diese Art der Landwirtschaft, allerdings muss die ausreichende Tragfähigkeit des Daches zuvor sichergestellt worden sein.

Interessant: Schon lange wurde über die Nutzung der Dächer zur Lebensmittelerzeugung nachgedacht. So gab es schon 2011 erste Konzepte des Fraunhofer UMSICHT zu Dachfarmen. Immer wieder liefen im Laufe der Zeit verschiedene Projekte an, jetzt aber möchte man es anderen Ländern wirklich gleich tun und beginnt, das Rooftop Farming in größerem Ausmaß zu betreiben.

Video: Öko-Hype – ist Vertical Farming die Zukunft von nachhaltigem Gemüseanbau? | Einstein | SRF Wissen

Nicht ohne technische Unterstützung möglich (Video)

Die Landwirtschaft auf dem Dach hat nicht nur positive Aspekte, sondern steht auch vor großen Herausforderungen. Viele davon lassen sich mit technischer Unterstützung und dank des Internet of Things lösen. Ein Beispiel dafür ist die Bewässerung der Pflanzen. Hier schaut heute niemand mehr mit der Fingerprobe, ob die Pflanzen Wasser und Nährstoffe benötigen. Vielmehr messen Sensoren die Versorgungssituation der Pflanzen und leiten umgehend die passenden Maßnahmen ein, wenn etwas nicht stimmen sollte.

Sensoren nehmen die Messdaten auf und erkennen viel eher als das menschliche Auge, ob etwas verändert werden muss. Die Daten werden mithilfe einer speziellen Software ausgewertet. Diese Auswertungen bekommt auch der Betreiber der Farm zu sehen, er kann aus den vorliegenden Daten und Auswertungen erkennen, ob der Betrieb der Anlage reibungslos oder unter vielen Nachbesserungen möglich ist.

Eine Farm in Toronto, Kanada, war eine der ersten Anlagen, die auf die Möglichkeiten des IoT und der Künstlichen Intelligenz setzte. Heute werden auch schon Roboter zur Ernte eingesetzt. Das Setzen der Jungpflanzen müssen aber immer noch Menschen übernehmen, hier kann auch eine besonders ausgefeilte Software keine Zeit- oder Kraftersparnisse bringen.

Darum wurde das Rooftop Farming entwickelt

Und warum genau steigt man uns nun aufs Dach? Die Lösung der Welthungerprobleme können nicht alles sein, so viel ist klar. Auch wenn angenommen wird, dass bis zum Jahr 2015 rund 80 Prozent aller Menschen der Welt in urbanen Zentren leben und dort nicht ernährt werden können: Es muss weitere Gründe geben.

Genau genommen gibt es gleich mehrere Ursachen, die die Dachlandwirtschaft begründen bzw. deren Entwicklung notwendig werden ließen:

  • Verbesserung der Ernährungssituation der wachsenden Weltbevölkerung
  • Erhöhung der städtischen Lebensqualität
  • Verfolgung sozialpädagogischer Zwecke
  • Entwicklung neuer Technologien für eine effizientere Landwirtschaft
  • Erhöhung der Gewinne des dahinterstehenden Unternehmens

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