Die Wasserverschmutzung ist nicht nur durch die Industrie verursacht. Auch die Landwirtschaft und sogar jeder Bürger verursachen teils schwere Schäden mit weitreichenden Folgen am Grundwasser, welches aufwendig wieder aufgearbeitet werden muss.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Wasserverschmutzung: Gründe und Folgen
Die Unternehmen, die in der Wasseraufbereitung tätig sind oder als agieren, wissen um die gestiegenen Anforderungen an moderne Technologien aufgrund einer immer stärkeren Wasserverschmutzung.
Die Gewässer werden verunreinigt, wobei auch das Grundwasser durch feste, flüssige oder gasförmige Abfälle belastet wird.
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Wer ist für die Wasserverschmutzung verantwortlich?
Auch wenn allgemein angenommen wird, dass die Industrie der Hauptverursacher der Wasserverschmutzung ist, so spielen doch auch Abfälle aus dem Gewerbe oder der Landwirtschaft und sogar aus dem privaten Bereich eine Rolle.
In Regionen mit landwirtschaftlichen Intensivkulturen wie Mais oder Wein gelangen schwer abbaubare Pestizide und übermäßige Düngemittel ins Wasser: In ganz Deutschland werden rund 30.000 Tonnen Pestizide pro Jahr ausgebracht! Klar, dass ein Teil davon im Grundwasser landet.
Auch die Luftfahrt ist für die Wasserverschmutzung verantwortlich, denn neben Emissionen landen auch Enteisungsmittel und Streusalze im Winter im Abwasser und teilweise im Grundwasser. Die erhöhte Luftverschmutzung durch Flugzeuge sorgt für eine Zunahme sauren Regens, der sich wiederum direkt auf die Oberflächengewässer auswirkt.
Auch Privatpersonen tragen zur Wasserverschmutzung bei, denn Haushaltsreiniger, Chemikalien, Medikamente, Müll und andere Abfälle werden teils über das Abwasser, teils direkt durch Ausschütten auf dem Boden und Versickern entsorgt. Damit wiederum wird das Grundwasser direkt erreicht und verschmutzt.
Hier ein Überblick über die wichtigsten Verschmutzungsarten:
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Chemikalien und Öle
Sie werden für die Herstellung von Treibstoffen und Kunststoff oder als Schmiermittel benötigt und landen häufig im Wasser. Lecks in Tankern oder Pipelines verursachen oft große ökologische Schäden. Die chemischen Komponenten sind nur schwer abbaubar.
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Pestizide und Herbizide
Sie werden in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt und können zum Teil nicht abgebaut werden bzw. bleiben für längere Zeit gespeichert und gefährlich. Sie reichern sich in der Nahrungskette an und vergiften alle Teile dieser Kette.
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Schwermetalle
Blei, Selen, Quecksilber oder Kupfer sind hochgiftig und stammen aus Bergwerken aus der Industrie oder aus den Auspuffgasen der Autos. Sie lagern sich in der Nahrungskette an und können zu schweren Vergiftungen führen. Auch Leber- und Nierenkrebs werden auf die langfristige Speicherung von Schwermetallen im Körper zurückgeführt.
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Düngemittel
Diese sollen ebenso wie andere Nährstoffe dafür sorgen, dass Pflanzen besser wachsen. Sie bewirken aber ein Sinken des Sauerstoffgehalts im Wasser und ein Sterben der Wasserlebewesen.
Video: Unser Wasser – Verschmutzen und verharmlosen | Die Tricks | NDR
Folgen der Wasserverschmutzung
Schmutziges Wasser beeinträchtigt das pflanzliche und das tierische Leben gleichermaßen, das ökologische Gleichgewicht der Gewässer ist durch eingeleitete Abfälle gestört oder gar nicht mehr existent.
Während in Entwicklungsländern das verseuchte Wasser vor allem eine Krankheitsgefahr darstellt, weil sich hier zum Beispiel Streptokokken, Escherichia coli Bakterien oder Erreger der Cholera ungehindert ausbreiten können, spielen in Industrieländern vor allem die eingeleiteten Chemikalien eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel dafür ist der Rhein: Er liefert das Trinkwasser für rund 20 Millionen Menschen und bringt gleichzeitig mehr als 100.000 verschiedene Stoffe in Richtung Nordsee. Davon unterliegen aber nur rund 600 einer ständigen Kontrolle. Die Nordsee verschmutzt vorrangig durch die Stoffe aus dem Rhein sowie durch den Zufluss anderer großer Flüsse. Ein Problem in dem Zusammenhang sind die großen Mengen an Schwermetallen, die sich wiederum in den Nahrungsketten ansammeln.
Durch die Überdüngung in der Landwirtschaft eingeleiteten Nitrate und Phosphate kommt es zur Eutrophierung der Gewässer, durch die thermische Belastung der Gewässer zum Beispiel durch die Abwärme aus Kraftwerken wird die gesamte Gewässererwärmung begünstigt.
Der Sauerstoffanteil der Gewässer sinkt kontinuierlich, Wasserlebewesen werden geschädigt. Insgesamt kommt es damit zu „toten“ Gewässern: In Skandinavien sollen mittlerweile schon mehr als 10.000 Seen biologisch tot sein. Dies wird zusätzlich durch den sinkenden pH-Wert des Wassers begünstigt. Der pH-Wert wird durch den sauren Regen beeinflusst, der sich wiederum aufgrund der erhöhten Schwefel- und Stickstoffbelastung der Luft ergibt.
Die Folgen der Wasserverschmutzung auf einen Blick:
- Veränderung des Lebensraums Wasser
- Ansammlung von Giften und Schadstoffen in der Nahrungskette
- erhöhtes Artensterben
- Übertragung von Krankheitserregern
- nicht genügend Trinkwasser
- Entstehung „toter“ Gewässer
- Missbildungen bei Wasserlebewesen
- wirtschaftliche Verluste durch hohe Kosten für Wasseraufbereitung und steigende Anzahl Erkrankter
- höhere Belastung des Gesundheitssystems
- erhöhter Aufwand für die Wasseraufbereitung
Die bereits vor Jahrhunderten begonnene Wasserverschmutzung wird in unserer Zeit immer noch fortgeführt und stetig intensiviert. Auch wenn mit neuen Technologien versucht wird, die Wasseraufbereitung effektiver und effizienter werden zu lassen, so wird die Anzahl der Menschen, die unter Trinkwassermangel leiden, bis 2025 auf voraussichtlich 3,5 Milliarden anwachsen (Umfrage von Food & Water Watch).
Folgen der Wasserverschmutzung mildern: Urteile zur Wasserreinhaltung und moderne Wasseraufbereitung
Immer wieder sorgen Urteile für Aufsehen: So muss Deutschland zum Beispiel laut einer EU-Verordnung für sauberes Trinkwasser sorgen. Auch andere Urteile sind hier schon bekannt geworden.
Zum Beispiel ging es in 2017 um die Wasserverschmutzung im österreichischen Ohlsdorf. Hier waren ein Mitarbeiter eines Entsorgungsunternehmens sowie einer Deponie angeklagt, über längere Zeit flüssige Abfälle direkt auf der Deponie entsorgt zu haben. Nachdem sie zu hohen bedingten und unbedingten Geldstrafen verurteilt wurden, kam es 2020 erneut zu einem diesbezüglichen Urteil. Das erste Urteil wurde bestätigt und der Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens wegen Fahrlässigkeit verurteilt.
Wasserverschmutzung: Urteile folgen auf Vergehen
Im Jahr 2018 wurde Deutschland durch einen richterlichen Beschluss dazu gezwungen, sich an die vor 25 Jahren festgelegte Nitratrichtlinie zu halten. Durch das übermäßige Aufbringen von Gülle stiegen die Nitratwerte enorm an und überstiegen damit die zulässigen Werte.
Angeblich beriefen sich die Richter der EU auf Werte von 2014 und die Nitrate würden viele Jahre brauchen, ehe sie aus dem Boden gewaschen wären. Durch das Urteil wurde Deutschland noch einmal dazu aufgefordert, sich an die Richtlinie zu halten. Wenn eine erneute Überprüfung ansteht und mit für die Bundesrepublik negativem Urteil endet, ist mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu rechnen.
Ebenfalls ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (Rs. C 535/18 vom 28. Mai 2020) befasst sich mit dem Gewässerschutz. Es ging in der Klage um die Zulassung von infrastrukturellen Projekten und um die Antwort auf die Fragen zum Verschlechterungsverbot bei einer Nutzung von Grundwasser.
Hintergrund war ein Ersuchen zur Vorabentscheidung durch das Bundesverwaltungsgericht, bei dem es um die Auslegung der Wasserrahmenrichtlinie der EU sowie um die Umweltverträglichkeitsprüfung derartiger Projekte ging. Genauer gesagt sollte der Autobahnabschnitt A33/B 61 mit einem neuen Zubringer versehen werden, wobei dem straßenrechtlichen Beschluss zur Planungsfeststellung auch eine wasserrechtliche Erlaubnis erteilt worden war.
Das Niederschlagswasser sollte dort direkt in das Grundwasser eingeleitet werden. Dagegen gab es zahlreiche Klagen, unter anderem von Privatpersonen. Sie würden dort in der Nähe Brunnen nutzen, deren Wasser durch die Einleitung des Oberflächenwassers nicht mehr nutzbar gewesen wäre.
Das Gericht sah im Laufe des Verfahrens eine Verschlechterung des Grundwassers an, was schon dann der Fall wäre, wenn sich nur eine Komponente der Grundwasserqualität verschlechtern würde. Durch das Einleiten des Oberflächenwassers wäre das auf jeden Fall gegeben.
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs ist auch aus dem Grund wegweisend, weil es die steigende Bedeutung des Wasserrechts bekräftigt und für eine Vielzahl von infrastrukturellen Projekten wichtig sein wird. Das Urteil dürfte künftig für eine Beurteilung von Planungsvorhaben direkt herangezogen werden.
Rechtliche Aspekte der Abwasserreinigung
In Deutschland wird von allen europäischen Ländern das meiste Abwasser aufbereitet – rund 96 Prozent des Abwassers, das aus öffentlichen Einrichtungen oder aus privaten Haushalten stammt, werden recycelt.
Aus Haushalten, Industrie und Gewerbe stammen pro Jahr und fünf Milliarden Kubikmeter Abwasser, dazu kommen noch einmal rund drei Milliarden Kubikmeter von Straßen und anderen Flächen, wo das Wasser nicht versickern kann. Dieses Wasser gelangt in die Klärwerke, außerdem nicht unerhebliche Mengen sogenannten Fremdwassers.
All diese Wassermengen dürfen nicht ungehindert in Gewässer eingeleitet werden. Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt die größtmögliche Reduzierung von Schadstoffen vor, wobei der aktuelle Stand der Technik maßgeblich für die Filterung und Reinigung ist (§ 57 Abs. 1).
Die genauen Vorgaben für den Schutz der Gewässer vor Verunreinigungen sind auch in der Abwasserordnung zu finden, die bundeseinheitliche Anforderungen an Abwässer und das Einleiten in Gewässer vorsieht.
Video: Gift im Trinkwasser. Wo die Textilindustrie die Umwelt zerstört | ZDFinfo Doku
Wichtig:
Der Schutz der Gewässer darf nicht zulasten von Luft oder Boden gehen, daher werden sogenannte Schnittstellen zwischen den Umweltmedien eingerichtet.
Auch wenn viele Aspekte längst gesetzlich geregelt sind, so bleiben dennoch große Herausforderungen bestehen. Diese befassen sich zum Beispiel mit den Schadstoffen im Abwasser, die bisher noch nicht oder zu wenig beachtet wurden. Dazu gehören zum Beispiel Antibiotika oder Rückstände aus Arzneimitteln.
Die aktuelle Klärtechnik reicht nicht aus, um wirklich alle diese Bestandteile in kleinsten Mengen zu entfernen, gleichwohl ist deren schädliche und teils hormonähnliche Wirkung bekannt. Erste Technologien der Abwasseraufbereitung befassen sich allerdings mit der Entfernung derartiger Substanzen über spezielle Oxidationsverfahren oder die Nutzung von Membranen.
Leider gibt es bislang noch keine gesetzlichen Grenzwerte, die für Anlagenbetreiber relevant wären. Dennoch ist der gesetzliche Schutz des Wassers unbedingt vonnöten und muss weiter vorangetrieben werden, um die schädlichen Folgen der Wasserverschmutzung zu minimieren.
Was ist derzeit technisch gegen Wasserverschmutzung möglich?
Die Folgen der Wasserverschmutzung sind bereits seit Jahren bekannt, doch allzu lange wurden die Augen davor verschlossen. Erst in neuerer Zeit, seit Bekanntwerden der Unumstößlichkeit dieser Folgen, die auch größtenteils nicht wieder rückgängig gemacht werden können, wird intensiv an der Verbesserung der Wasserqualität gearbeitet. Diese ist nur mit neuen Technologien zu erreichen, die verschiedenen Anforderungen gerecht werden müssen.
Derzeit wird unter anderem von Aerzen im Bereich der Wasseraufbereitung stark daran geforscht, wie diese deutlich energiesparender werden kann.
Es ist eine Tatsache, dass im Abwasser rund viermal so viel Energie enthalten ist, wie für die Klärung des Wassers verbraucht wird. Das bedeutet, dass diese Energie noch vorhanden ist, momentan aber nicht oder nicht ausreichend genutzt wird. Außerdem muss der gesamte Prozess der Abwasserreinigung deutlich stromsparender ablaufen, was ebenfalls technisch möglich und von den Betreibern der Kläranlagen mit Interesse verfolgt wird.
Wichtig: Angesichts dessen, dass Trinkwasser ein knappes Gut ist, kommt der Wasseraufbereitung eine immer größere Bedeutung zu. Nicht nur, dass jeder versuchen sollte, die Wasserverschmutzung in Grenzen zu halten, so muss auch dafür gesorgt werden, dass verschmutztes Wasser wieder gereinigt wird. Die Verfahren der Zukunft bauen dabei auf den heutigen Möglichkeiten auf und werden im Hinblick auf die zu erreichende Reinheit des Wassers und auf den nötigen Energieverbrauch stetig weiter optimiert.
2 Kommentare
Guten Morgen
Corona eine schlimme Sache keine Frage. Wie bei allem Negativen gibt es tatsächlich auch kleine positive Sachen zu vermelden.
Die Umwelt atmet auf , das Wasser ist wieder klar, ( selbst in Venedig ) Warum kann es nicht so bleiben? Die Kreuzfahrtschiffe tragen sicher zu einem großen Teil dazu bei.
Umdenken wäre schön, was muss sein und was nicht. Ich hoffe so sehr, die Zeit hat dazu beigetragen.
Hallo Heiderose
Falls es Jemanden noch klar sein sollte, was Kreuzfahrtschiffe mit unserer Umwelt machen der sollte sich mal diese Video anschauen.
Die rücksichtslose Expansion der Kreuzschifffahrt | Panorama 3 | NDR
https://www.youtube.com/watch?v=TuF3cJtKHFI
Julian